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Nacherzählung

Folgender Text einer Nacherzählung entstand in einer 6. Klasse:

Orpheus und Eurydike

1) Orpheus, ein Halbgott aus der Welt der griechischen Sagen, war ein wunderbarer Musiker. Er verstand es, mit Lyra, Flöte und seinem Gesang Tiere, Steine und Pflanzen zu verzaubern.

2) Vor tausenden von Jahren gab es in Thrakien eine schlimme Dürre. Das Getreide vertrocknet und die Menschen begannen Hunger zu leiden. Da spielte Orpheus auf seiner Lyra. Alles um ihn herum begann zu tanzen. Und schließlich setzte auch der lang ersehnte kühle Regen ein. Orpheus hatte wieder einmal die Natur mit seiner überirdisch schönen Musik betört.

3) Danach streifte er eines Tages durch den Wald und blies fröhlich auf seiner Flöte. Plötzlich hörte er ein zartes Geräusch – und siehe da: Ein uralter Baumriese begann sich zu öffnen und ihm entstieg die hübscheste Waldnymphe, die er je gesehen hatte. Obwohl sie kaum die Sprache der Menschen beherrschte, verfiel sie dem Orpheus und seinen Flötenklängen. Und auch er, Orpheus, hatte nur noch Augen und Herz für sie, seine Eurydike. Fortan lebten und feierten sie lange glücklich zusammen.

4) Mit der Zeit sehnte sich Eurydike jedoch zurück nach dem Walde. Orpheus wollte sie zurückhalten. Doch sie ließ sich nicht beirren und schweifte aus, in das Reich der Bäume.

5) Dort begegnete sie Aristeios, einem seltsamen Wesen, das weder Tier noch Mensch war. Er lockte sie und spielte mit ihr Fangen. Da trat Eurydike auf eine giftige Schlange. Eben hatte noch ihr glockenhelles Lachen durch das Unterholz geschallt und nun starb sie dahin.

6) Orpheus fand sie. Aber er kam zu spät. Eurydike war tot und hatte ihren Weg in die Unterwelt, den Hades, bereits angetreten. Dorthin konnte ihr kein lebendes Wesen folgen. In den Hades gelangte nämlich nur, wer mit dem Schiff des Todes über den Fluss Styx fuhr. Der Fährmann aber nahm nur Tote mit.

7) Orpheus jedoch wollte, ja er musste zu seiner Eurydike. Selbst die Schrecken des Hades, der schrecklichen Hölle, konnten ihn nicht abhalten. Er folgte Eurydike!

8) Es gelang ihm auch, den Fährmann mit seiner Musik zu betören, sodass er über den Fluss Styx setzen und Eurydike, die er erblickt hatte, folgen konnte. Plötzlich standen sie beide vor Hades, dem König der Unterwelt, und Persephone, seiner Gattin.

9) Orpheus bat Hades, ihm Eurydike wiederzugeben. Nachdem er seine Musik erklingen ließ, wurde Persephone warm ums Herz und sie überredete ihren Gatten, Eurydike wieder in das Land der Lebenden zurückzulassen.

10) Hades stellte allerdings eine Bedingung: Eurydike müsse Orpheus bis zum Ausgang der Unterwelt folgen. Orpheus dürfe sich dabei kein einziges Mal nach ihr umsehen.

11) So gingen die beiden dem Ausgang zu. Eurydike jedoch war ja noch eine Tote. Und Tote verursachen keine Geräusche beim Gehen. Auch können sie nicht sprechen. Als Orpheus sie deshalb nicht hörte, wurde er unsicher. War sie wirklich noch hinter ihm? Oder müsste er zurückgehen und sie holen?

12) Vor Angst, er könne sie verloren haben und voll unendlicher Sehnsucht, drehte sich Orpheus um. Wenige Meter vor dem Ausgang. Doch da verschwand Eurydike für immer tot im Hades.